64 Möglichkeiten,
ein Fußballspiel zu betrachten


Zur WM 2014 in Brasilien -
die zweite Runde

18. Juni 2014

Australien - Niederlande 2:3
Spanien - Chile 0:2
Kamerun - Kroatien 0:4



Im Gegensatz

Im Gegensatz zu dem nur einen Spiel, mit dem die zweite Runde gestern begonnnen hat, dem 0:0 zwischen Brasilien und Mexiko, wurde sie heute mit gleich drei weiteren fortgesetzt. Im Gegensatz zum mexikanischen Torwart Ochoa, der seinem Team beim 0:0 gegen die Brasilianer mit sensationellen Paraden das Remis festgehalten hat, hat Spaniens mehrmaliger Welttorhüter Iker Casillas heute schon wieder gepatzt.

Im Gegensatz zu einer Vielzahl von Leuten, die sich über das unerwartet frühzeitige Ausscheiden der Spanier nach ihrer heutigen zweiten Niederlage freuen und die das Tiqui-taca jetzt für erledigt halten, denke ich, dass es nur daran liegt, dass die Spanier überspielt sind. Fast alle waren sie bis zuletzt in der Champions-League aktiv. Sie waren erkennbar ausgebrannt und beim 0:2 gegen die Chilenen körperlich und geistig immer einen Schritt zu spät. Im Gegensatz zum spanischen König Juan Carlos, der just heute seinen Abschied nahm und in Pension gegangen ist, dürfen die spanischen Kicker trotzdem noch nicht in den so bitter benötigten Sommerurlaub gehen, sondern sie werden auch zu ihrem dritten Gruppenspiel noch gebraucht.

Ein Bild aus besseren spanischen Zeiten: Fernando Torres schießt im EM-Endspiel in Wien das entscheidende Tor gegen die Deutschen. (Aquarell, Buntstifte, Filzstift, Tipp-Ex; Victor Halb, 2008)

Im Gegensatz zu den sechs Spielen, die in der ersten Runde bereits „umgedreht“ wurden, wurde der Spielstand beim 3:2 der Niederlande gegen Australien sogar gleich zweimal „umgedreht“. Es war das bisher beste Spiel des Turniers. Im Gegensatz zu anderen Spielen, wo es interessant sein kann, die genaue Torabfolge aufgezählt zu bekommen, erschließt sie sich, sobald man die beiden Angaben hat: Endergebnis 2:3 und dass die Führung zweimal „umgedreht“ wurde, mit ein wenig Logik ganz von selbst. Im Gegensatz zu vielen anderen favorisierten Teams, die bei ihren Spielen schon in Schwierigkeiten geraten sind, konnten die Holländer bei diesem Match allerdings immer, wenn es nötig war, noch einen Zahn zulegen.

Im Gegensatz zum ersten Gruppenspiel der Kroaten, bei dem ihr Spielmacher Milosevic (oder wie der jetzt wieder heißt) noch gesperrt war, war er im zweiten gegen Kamerun wieder spielberechtigt. Er trug zwei Tore zum 4:0-Kantersieg bei. Im Gegensatz etwa zu den Franzosen, die sich 2010 bei der WM in Südafrika mit dem Trainer zerstritten und sich in zwei Lager geteilt hatten, haben die Kameruner ihren Trainer Volker Finke heute einfach nur gar nicht ignoriert und sich bloß untereinander auf dem Spielfeld und vor aller Welt mit Kopfstößen traktiert.


Alex Song

Alex Song erhielt nach einem üblen Faustschlag nahe der Mittellinie in einen Kroatenrücken die Rote Karte. (Merkur/Panini-Sammelkarte, mit Nagellack auf den aktuellen Stand gebracht.)

Hupfdohlenfolklore

Im Sinne von „Brot und Spielen“ entpolitisieren diese sportlichen Großereignisse das Publikum, sie bringen aber auch stets - ein Hoch auf die Dialektik! - neues politisches Engagement hervor. Ich bin jetzt auch selbst sehr aktiv in den einschlägigen Netzwerken. In einem stark frenquentierten Forum engagieren wir uns zum Beispiel sehr für die Freilassung der Sambatänzerinnen und ihrer männlichen Pendants aus den Studioräumen des ORF.

Zu Beginn und am Ende jedes WM-Tages müssen diese armen Menschen - in knappen Bikinis die Frauen, in viel zu warmen Karate-Anzügen die Männer - ihre immergleichen Choreografien aufführen. Das plumpe folkloristische Idyll, das uns da vorgespiegelt werden soll, hat natürlich mit der brasilianischen Realität nichts zu tun. Denn erstens tanzen die wenigen Sambatänzerinnen, die es dort noch geben mag, weil sie es geschafft haben, nicht in ein WM-Studio irgendwo auf der Welt verschleppt zu werden, zur Zeit gar nicht, denn getanzt wird nur in einer bestimmten Jahreszeit. Man kann es in etwa vergleichen mit dem Villacher Fasching. Den gibt es ja auch nicht das ganze Jahr. Und zweitens würden sie selbst dann nicht tanzen, wenn gerade Fasching wär', denn fußballbegeistert wie der Brasilianer ist, sitzt er zur Zeit im Stadion oder vor dem Fernsehgerät und schaut sich die Spiele an. Wenn man dies weiß, wird man sich auch über die Klagen unkundiger WM-Touristen, sie hätten während ihres ganzen Brasilien-Trips noch keine einzige Sambatänzerin zu Gesicht bekommen, nicht mehr verwundern.

Die entführten Männer hingegen, „Caipirinheros“ genannt, gehen sehr wohl das ganze Jahr hindurch ihren Kampfsportkünsten nach, und werden jetzt Tag für Tag bei den Straßenkrawallen und bei den Auseinandersetzungen mit der brasilianischen Polizei schmerzlich vermisst.

Wir fordern die sofortige Freilassung der Samba-Tänzerinnen und Caipirinheros (oder wie die heißen) und ihre Rückführung nach Brasilien, und wenn es sein muss, dann halt auch finanziert aus unseren Fernsehgebühren!

19. Juni 2014

Kolumbien - Elfenbeinküste 2:1
Uruguay - England 2:1
Japan - Griechenland 0:0



Die allgemeine Nachrichtenlage

Die allgemeine Nachrichtenlage ist oft trist in der Welt, so wie sie ist, und in den gewöhnlichen Zeiten haben es sich die Nachrichtensender und Zeitungsredaktionen zur schönen Angewohnheit gemacht, uns mit ein paar angehängten Meldungen aus Kultur und Sport von dem, was da so lähmend frustriert oder beängstigt oder entsetzt, auch immer umgehend wieder Entspannung zu verschaffen. Zu Zeiten der ballesterischen Großereignisse funktioniert die Spannungsabfuhr so nicht. Der Großevent schiebt sich absolut in den Vordergrund, was etwa die Sendezeiten angeht, und bei fast allem, was man sonst noch so mitbekommt von der Welt, wird man unwillkürlich Verbindungen sehen oder Vergleiche ziehen zu dem, was da derzeit so unmäßig vorherrscht. Ein paar Beispiele aus der heutigen Zeit im Bild gefällig?

Türkei / Wien: Die Türkei ist ja nicht bei der WM-Endrunde dabei, aber weil jetzt der türkische Präsident Erdogan nach Wien kam, um unter seinen Landsleuten Wahlkampf zu machen, wurden hier trotzdem viele türkische Fahnen entstaubt und aus den Mottenkisten geholt und kamen bei seiner Veranstaltung zum Einsatz. Mehrere Gegendemonstrationen gab es auch, verschiedentlich ausgelegte: alawitisch, laizistisch, kommunistisch, internationalistisch, und gerade zu den Zeiten der sportlichen Großereignisse ist es sehr erleichternd zu sehen, dass es auch noch ein paar ich-starke Individuen gibt, die ihrer Meinung noch Ausdruck geben können ohne dazu einer Nationalfahne zu bedürfen.

USA / Irak / Brasilien: Die USA hingegen sind in Brasilien sehr wohl dabei, und so sind dort auch viele Stars and Stripes noch im Einsatz. Angesichts des militärischen Vormarsches der islamischen Faschisten im Irak erwägt Präsident Obama jetzt dort ein neuerliches Engagement. Der symbolische Krieg der Welten bei der WM und der handfeste im Irak - ob die schwächelnde Supermacht und ihr schwächelnder Präsident das wohl beides werden gleichzeitig stemmen können?

Bayern / Brasilien: Dank des aufopferungsvollen Wirkens von Hunderten von Helfern konnte der Höhlenforscher, der sich durch einen Steinschlag eine Schädelfraktur zugezogen hatte und aus dem „Riesending“ nicht mehr aus eigener Kraft aufsteigen konnte, jetzt rechtzeitig geborgen werden, damit er wenigstens die in Kürze anstehenden Entscheidungen in den Vorgruppen nicht auch noch versäumt.

Ukraine / Russland / Brasilien: Eine Feuerpause zwischen dem Militär und den prorussischen Separatisten im Osten der Ukraine soll Verhandlungen zur friedlichen Lösung des Konflikts ermöglichen. Das soldatische Fußvolk, vom Mitverhandeln freigestellt, schaut jetzt sicher in der Feuerpause auch mal gern Fußball, statt immer nur herum zu ballern, und auf der ukrainischen Seite werden sie, wenn wieder die Russen spielen, eher deren Gegnern die Daumen drücken, während die prorussischen Milizionäre vermutlich eher andersrum gestimmt sind, das heißt prorussisch dann die Daumen drücken.

Eine kurze vergleichende Betrachtung der Starsysteme im Fußball und beim Film

Es gibt Gemeinsamkeiten der Starsysteme im Fußball und beim Film, und es gibt Unterschiede.

Beide Branchen sind ausgesprochene Mannschaftssportarten und werfen eine Vielzahl von Produkten, und oft auch reine Konfektionsware, auf den Markt. Einzelne aus den Teams, die Stars, gesegnet mit besonderen Fähigkeiten, Körpern oder Gesichtern, werden herausgehoben und bevorzugt gezeigt. In erster Linie dient es zur Unterscheidung. Manchmal machen die Stars aber auch tatsächlich den Unterschied.

Eine Meryl Streep oder ein Robert De Niro werden jedem Spielfilm einen persönlichen Stempel aufdrücken. Von einem Sylvester-Stallone-Film wird man doch immerhin in Erinnerung behalten, dass man einen Sylvester-Stallone-Film gesehen hat, und nach einem Film mit Adam Sandler weiß man: Es ging um diesen Durchschnittsmenschen, der noch weit gewöhnlicher war als Du und Ich.

Das letzte Beispiel verweist auch schon auf einen ersten großen Unterschied zwischen Film und Fußball: Im Fußball kann man nicht so ohne eine besondere fachliche Qualifikation zum Superstar werden. Die Stars auf dem Fußballfeld sind nie allein durch cleveres Marketing zu solchen geworden. Sie können schon alle auch immer besonders gut Fußball spielen. Ballesterisch sind sie ihr Gehalt wert.

Und manchmal haben sie dann aber auch einen schlechten Tag. Anders als bei den Filmstars steht ihnen dann nicht ein zweiter, dritter, vierter Take zur Verfügung. Unbarmherzig werden sie auch dann ohne Unterbrechung von der eigenen Kamera verfolgt und bei den Übertragungen in den Mittelpunkt des Geschehens gerückt, wenn ihnen einmal überhaupt nichts gelingt.

Ein weiterer Unterschied zu den Stars im Filmbusiness betrifft das Selbstbild: Die Fußballstars sind sich viel mehr darüber bewusst, dass ihr Erfolg nur möglich ist, wenn auch das Team als Ganzes funktioniert. Deshalb findet man im Fußball auch keine größenwahnsinnigen Diven. Selbst ein Lothar Matthäus, wohl noch am ehesten dazu neigend, hatte es schon von klein auf gelernt, den bekannten Stehsatz aufzusagen, der die eigene Wichtigkeit relativierte, und den man so von einem Star aus dem Filmbusiness noch nie gehört hat: „Das Wichtigste ist immer die Mammtschapft.“

Der Spieltag nach dem Starsystem

Machen wir uns die Gesichter der Mannschaften, machen wir uns die Superstars, diese Alleinstellungsmerkmale und brauchbaren Gedächtnisstützen zu Nutze, um den heutigen Spieltag Revue passieren zu lassen.

Der alternde Star der Elfenbeinküste, Didier Drogba, (dem man sein fortgeschrittenes Alter aber überhaupt noch nicht ansieht,) kam auch gegen Kolumbien wieder nur während der letzten halbe Stunde noch zum Einsatz. Es hat nichts mehr genützt dieses Mal. James Rodriguez, kolumbianischer Jungstar, den ich zuvor aber, ehrlich gesagt, noch gar nicht kannte - es kommen hier immer wieder neue Stars hinzu - erzielte trotz Drogbas Einwechselung den Führungstreffer und stahl dem älteren Kollegen beim kolumbianischen 2:1-Sieg auch ganz generell ziemlich die Show.

Wayne Rooney, Star im englischen Team, hat es endlich geschafft. Endlich konnte er sein Trauma überwinden. Endlich hat er auch bei einer WM einen Treffer erzielt. Auf der Gegenseite kam der von einer Muskelverletzung genesene Luis Suarez, Rekordtorschütze in England in der vergangenen Saison, erstmals bei dem Turnier zum Einsatz. Suarez traf zweimal. Nichtstars trafen nicht, und somit endete das Spiel mit 2:1 für Uruguay, und Rooneys Team ist nach der zweiten Niederlage schon vorzeitig ausgeschieden.

Selber schuld, könnte man sagen. Wer nicht hören will, muss fühlen. Ein Superstar wie Garreth Bayle lässt sich nun mal nicht so einfach ersetzen. Hätten die Briten auf meinen Rat gehört, den ich seit Jahren nicht müde werde zu wiederholen, und ihren anachronistischen Spezialregionalismus im Fußball aufgegeben, und wären sie als richtige, normale Nation angetreten wie andere auch, sprich: als Großbritannien, oder als Vereinigtes Königreich, der Star aus Wales wäre mit dabei gewesen, hätte uns sicher viel Freude gemacht, und Bayle hätte, so wie er zuletzt in der Champions-League aufgetreten ist, ganz sicher in dem Spiel auch ein Tor geschossen. Mindestens.

Vom dritten Spiel des Abends, von Japan gegen Griechenland, gibt es nach dem Starsystem, da es bei beiden Teams keine Superstars gibt, nichts Besonderes zu berichten. Ganz folgerichtig endete die Partie auch mit 0:0.

3 Stars

Weil ich schon alle drei Stars habe,
kann man hier gut vergleichen:
Altstar - Neustar - mittelalter Star (v.l.n.r.)

20. Juni 2014

Italien - Costa Rica 0:1
Schweiz -Frankreich 2:5
Honduras - Ecuador 1:2



Fenster zur Welt

Nicht nur die Fußballer können bei der WM ihr Können vor aller Welt ausstellen und dadurch ihren Marktwert manchmal beträchtlich steigern, auch für die beteiligten Länder ist sie Gelegenheit zur Imagewerbung.

Zum Beispiel für Mexiko. Die Nachrichtenlage aus dem Land war ja in letzter Zeit nicht die beste. Und dann kommt da so ein Ochoa daher, so ein junger, sympathischer, gut aussehender Goalie, voll konzentriert immer das Spiel bestens antizipierend, immer ein sicherer Rückhalt, unaufgeregt alles haltend, was es zu halten gibt, mit teils sensationellen Paraden, nach denen er stets mit einem leichten, glücklich-zufriedenen Lächeln das Abklatschen seiner Mitspieler entgegen nimmt, selbstbewusst, aber uneitel, kurz: ein Goalie, wie ihn sich jede Schwiegermutter wünschen würde. So einer könnte nun durchaus das negative Image eines Landes verbessern helfen. Aber dann muss man im Standard die Kurzmeldung lesen: -

„Die Fifa hat ein Ermittlungsverfahren gegen den mexikanischen Verband wegen des Vorwurfs des rassistischen Fehlverhaltens seiner Fans beim WM-Vorrundenspiel am 13. Juni gegen Kamerun eingeleitet. [...] Angeblich sollen xenophobe Gesänge vonseiten der mexikanischen Anhänger gegen Kameruns Torwart Charles Itandje angestimmt worden sein. Der Weltverband bekämpft seit Jahren rassistische Auswüchse und ahndet Fehlverhalten mit Geldstrafen oder sogar schärferen Sanktionen. Auch eine Sperre gegen ein Nationalteam kann bei mehrfachem rassistischen Fehlverhalten der Fans ausgesprochen werden. (sid)“

Und schon ist der ganze schöne Imagegewinn wieder dahin. So ein Großevent ist wie ein Schaufenster - man kann von beiden Seiten aus durchschauen. Von der einen Seite erhascht man, weil Fußball so vielfältige Bezüge aufweist zu seinem gesellschaftlichen Umfeld, einen Blick auf die beteiligten Länder, aus der anderen Richtung schauen da diese Dumpfbacken durch, mit ihren zu großen Hüten, die einen Schaden durch die Sonne offenbar trotzdem nicht haben verhüten können, und erhaschen wohl zum Anlass der WM zum ersten Mal einen Blick in eine Welt, in der es auch Fußballspieler gibt mit dunklerer Hautfarbe. Das muss ich nicht besuchen, dieses Land, dachte ich mir, wo es immer noch solch hinterwäldlerische Trotteln gibt.

Ja doch, gewiss: Solche Trotteln haben wir in Österreich auch. Sie dürften die Botschaft vernommen haben und vielleicht haben sie gleich ihren nächsten Urlaub gebucht bei den Geistesverwandten in Mexiko. Von mir aus dürfen sie gerne auch auf Dauer dort bleiben.

Endspielproduzent

Das kleine Costa Rica gibt in seiner „Todesgruppe“ keineswegs das Kanonenfutter ab, wie es ihm zugedacht war. Ganz im Gegenteil. Nachdem es mit dem ersten Sieg schon die Urus vorzeitig in ein „Spiel mit Endspielcharakter“ geschickt hatte, gegen England, das ebenfalls sein erstes Match verloren hatte, schickte es mit seinem heutigen, zweiten Sieg auch noch Italien, den dritten Ex-Weltmeister in der Gruppe, in ein „Spiel mit Endspielcharakter“, wenn es nämlich gegen den gestrigen Sieger Uruguay zum letzten Gruppenspiel antreten muss. Vom Kanonenfutter zum Endspielproduzenten - keine schlechte Karriere für Costa Rica, das muss man schon sagen, und eine schöne Entwicklung für den Fußball im Allgemeinen.

Fußballkommentatoren und Spruchworte

Die langen Stunden vor dem Fernseher verkürze ich mir oft dadurch, dass ich einer persönlichen Marotte nachgehe, und dass ich dann immer mal hin- und herswitche zwischen den verschiedenen Staatssendern.

Mein Favorit in aller Regel ist schon der ORF. Mangels der Teilnahme eines eigenen Teams ist mir der österreichische Staatssender, was die Objektivität und neutrale Gelassenheit der Kommentare angeht, schon mit Abstand am liebsten. Gerne verfolge ich, falls ich nicht vorher wegen der lästigen Werbung weggezappt habe, dort auch die Halbzeit- und Endanalysen. Aber oft passiert es mir dann auch, dass da Prohaska wieder zu einer seiner Analysen anhebt mit den Worten „Ich denke ganz einfach, dass …“, und dass es mir da gerade zu einer nicht so einfach gedachten Analyse zumute ist. Und dann schalte ich schon auch mal um, zum Beispiel zum ZDF.

Dort sind die beiden Olivers als Kommentatoren im Einsatz. Oliver Kahn - das muss man ihm zugestehen - ist eloquenter geworden. Er sagt jetzt nicht mehr wie bei der WM vor vier Jahren in jeder Analyse mindestens einmal, dass jemand jetzt „Gas geben“ müsse, oder dass einer da „mit Vollgas“ hätte ins Loch sprinten müssen, oder dass der Trainer der Mannschaft, die zur Halbzeit im Rückstand ist, gerade in der Kabine sagt, sie müsse in der zweiten Hälfte „mehr Gas“ geben. Ob aus eigener Erkenntnis, weil er sich seine Fernsehauftritte in Südafrika selbstkritisch noch einmal angesehen hat, oder ob es ihm weggecoacht wurde, ist ganz sekundär. Dass er es nicht mehr sagt, ist gut.

Ein wenig neigt er in seinen Analysen dazu - aber das ist ganz generell eine Krankheit im deutschen Fernsehen -, die Leistungen der nichtdeutschen Teams, besonders der Mitfavoriten, klein zu reden. Aber erstens äußert sich Kahn über die Leistungen der Deutschen kaum weniger kritisch, und zweitens kann man sich bei ihm ja immer dazudenken, dass er als Torwart noch niemals so viel hat laufen müssen in der Hitz; beziehungsweise dass er dies ja auch in der aktiven Zeit schon von seinen Vorderleuten immer eingefordert hatte. Besonders kritisch ist er natürlich bei Torhüterleistungen. Aber immer bekommt er es auf charmante Weise irgendwie noch hin, dass er, auch wenn er sichtlich überzeugt ist, er selbst hätte in seiner aktiven, der guten alten Zeit einen bestimmten Ball gehalten, weil da zum Beispiel vor dem Absprung noch ein Zwischenschritt hätte gemacht werden müssen, dass er dann immer noch eine bescheidene Formulierung anhängt wie: „Aber das ist schwiiierig. Der Torwart sieht den Ball sooo spät. Wir haben hier die Zeitlupenbilder, aber in Wirklichkeit geht das alles sooo schnell …“

Ein Leser hat mich darauf hingewiesen, dass Oliver Kahn sich schon zu seinen aktiven Zeiten zum Beispiel auch mit Literatur befasst hat.

Vom anderen Oliver hingegen, von Welke bin ich sehr enttäuscht. Wie kann es sein, frage ich mich, dass einer, der da im Nebenberuf so ein brillanter Satiriker ist und mit der Heute-Show eines der wenigen Fernsehformate in Deutschland zuwege gebracht hat, in denen es noch aufklärerisch und kritisch zugeht, im Hauptberuf als Sportkommentator dermaßen konsequent in den antiaufklärerischen nationalistischen Dummsprech des „wir - wir - wir“ verfällt? Ich denke, er wurde erpresst. Vermutlich wurde ihm bedeutet, dass er sein satirisch-aufklärerisches Hobby, die ZDF-Heute-Show nur wird weiter machen dürfen, wenn er sich für die Dauer der WM voll und ganz in den Dienst der nationalen Verblödung stellt. Und so sagt er jetzt immer, wo von der deutschen Mannschaft oder den deutschen Spielern die Rede sein müsste, Sätze wie: „Wir müssen anders auftreten. Wir haben noch nicht alles gezeigt. Oliver, können wir mit dieser Leistung Weltmeister werden?“ Ich bin sehr enttäuscht! Nie hätte er der Erpressung nachgeben dürfen! Dass er sich dazu entschieden hat, wird natürlich auch die Heute-Show nachhaltig beschädigen, und sie dürfte dadurch zu einem pseudo-kritischen Feigenblatt des ZDF herab sinken.

Wenn die Halbzeitanalyse vorbei ist und wenn es in die zweite Spielhälfte geht, hält es mich selten noch lange bei ARD und ZDF. Denn die deutschen Kommentatoren, kaum dass es ein bisschen Dramatik gibt, fangen immer fürchterlich zu schreien an. Und wie sie es dort schaffen, auch ohne einen Auftritt der deutschen Mannschaft ständig die deutschen Befindlichkeiten einfließen zu lassen: dass dieser oder jener Spieler schon in der Bundesliga gespielt hat, oder für einen deutschen Verein schon mal im Gespräch war, oder dass einer deutsche Vorfahren hat und theoretisch auch für die Deutschen spielberechtigt gewesen wäre, aber sich im deutschen Team wahrscheinlich eh nicht durchgesetzt hätte, oder dass einer sich im Testspiel gegen die Deutschen, 2006, vor dem Sommermärchen, beim Aufwärmen verletzt und nur auf der Bank gesessen hatte, oder dass dieses oder jenes Team eventuell schon im Viertel- oder im Halbfinale auf Deutschland treffen könnte, und in dieser Form aber keine Gefahr darstellen dürfte, oder dass vor dem Spiel, auf dem Weg zum Stadion, schon deutsche Fans zu sehen gewesen wären, friedlich und in zuversichtlicher Vorfreude auf das morgige Spiel, oder dass für das heutige auch ein deutscher Referee vom Reglement her in Frage gekommen wäre, und dass der ganz gewiss besser gepfiffen hätte als die Pfeife da unten auf dem Rasen, und so weiter, und so fort. Es ist nicht auszuhalten. Da schalte ich dann immer schnell weg.

Am schweizer Fernsehen sieht man, dass es auch anders geht. Dort ist in den Kommentaren konsequent immer die Rede von den „schweizer Spielern“ oder der „schweizer Mannschaft“, und nie von diesem die Denkfernen bauchpinselnden „wir - wir - wir“. Natürlich ist man auch dort parteiisch und fiebert mit der „Nati“ mit. Trotzdem kommt dort auch immer eine wohltuende Objektivität zum Zuge, und die sportliche Fairness. Auch und gerade, wenn das schweizer Team im Einsatz ist. Der Kommentator hatte heute wirklich einen schweren Job. Die Schweizer waren gegen die wie im Rausch aufspielenden Franzosen schon 0:5 zurück, bis sie mit zwei Toren in den letzten zehn Minuten noch ein wenig Ergebniskosmetik betreiben konnten.

Überfordert

Es sind harte Zeiten, diese WM-Zeiten! Wenn man versucht, dem ganzen Turnier mit allen Partien zu folgen, wird man unweigerlich überfordert. Bei der heutigen Spätpartie, dem Kracher um Mitternacht hiesiger Ortszeit zwischen Honduras und Ecuador, bin ich glatt eingeschlafen.

So kann ich jetzt auch weiterhin Honduras und Ecuador kaum unterscheiden. Im Nachhinein habe ich aber in Erfahrung bringen können, dass auch dieses Spiel wieder „umgedreht“ wurde und mit 2:1 zugunsten von Ecuador ausgegangen ist. Daraus erschließt sich die genaue Torabfolge ganz von selbst, und zweitens lässt sich daraus noch schließen, dass es kein ganz unattraktives Spiel gewesen sein dürfte.

21. Juni 2014

Argentinien - Iran 1:0
Deutschland - Ghana 2:2
Nigeria - Bosnien-Herzegowina 1:0



Der Einzelne und das Kollektiv

Der Iran stand gut in der Abwehr gegen Argentinien, hatte sogar die besseren Chancen. Messi war während der neunzig Minuten abgemeldet, und weil er dazu ja auch noch von kleinem Wuchs ist, war von ihm im großen Stadionrund, so aus der Ferne, praktisch nichts zu sehen.

Dass ein Offensivspieler in der Nachspielzeit, schon mit ein paar Kilometern in den Beinen, aber angesichts des noch offenen Spielstands immer noch bis obenhin voll mit Adrenalin, und also mehr als wach, da für die Dauer von vielleicht einer Zehntelsekunde eine Lücke erspäht zwischen den Abwehrspielern hindurch für einen Schlenzer ins lange Kreuzeck, das werden Myriaden von ihnen schon erlebt haben. Aber Lionel Messi hat dazu eben auch noch die Technik. Messi, wenn er da in der Nachspielzeit plötzlich diese Lücke entdeckt, die sich vielleicht nur für eine Zehntelsekunde lang auf tut, entdeckt sie nicht nur, sondern er macht ihn dann auch, den spielentscheidenden Innenrist-Schlenzer. Lionel Messi machte heute wieder, wie schon im ersten Argentinienspiel, das Siegtor und den Unterschied.

Die anderen Argentinier konnten wenig Druck entwickeln gegen den Iran. Wenn es ihren nächsten Gegnern gelingt, Messi konsequent zu doppeln oder zu trippeln und ihn aus dem Spiel zu nehmen, bleibt von den Argentiniern, wenn sie sich nicht noch steigern, nicht mehr viel übrig. Andererseits lässt sich ein Messi nicht während eines ganzen Spiels komplett ausschalten. Er ist immer für ein, zwei Genieblitze gut. Und seine Mitspieler haben, wenn er immer konsequent gedoppelt oder getrippelt wird, automatisch mehr Platz, und ihnen dorthinein Torvorlagen zu servieren, kann er bekanntlich ganz ebenso gut wie selber die Tore zu schießen.

Bei der Konzentration des argentinischen Spiels auf Messi besteht freilich auch immer die Gefahr, dass die kommenden Gegner ganz nüchtern durchrechnen, und während des Spiels dann die Gewichte zwischen Team- und individueller Einzelleistung gezielt verschieben hin zu mehr Team, indem sie ihn mit einem gezielten Foul im Austausch gegen eine Rote Karte für einen weniger exzellenten eigenen Spieler aus dem Match nehmen. Gegen diese Kosten-Nutzen-Rechnungen wären die Referees gefragt. Aber bisher haben sie in dieser Hinsicht bei der WM schon so einiges durchgehen lassen und noch nicht hart genug durchgegriffen.

Warum hühfst du eigentlich nehd zu di Deitschen?

Für den zweiten Auftritt der Deutschen haben wir uns das Wiener Public Viewing erwählt, bei dem sich die „richtigen Fans“ versammeln. Meine unvollständig gelungene Assimilation, mein noch nicht unhörbar gewordener deutscher Akzent auf der einen Seite und mein Mitfiebern mit den Ghanaern auf der anderen sind nicht unbemerkt geblieben, und in der Halbzeitpause spricht mich ein Tischnachbar an: „Derf ich di was fragen? Warum hühfst du eigentlich nehd zu die Deitschen?“ -

„Aus dreierlei Gründen.“ Gerne erkläre ich es ihm. „Aus einem mikroökonomischen, aus einem makroökonomisch-kapitalismuskritischen und aus einem subjektiv-autobiografischen Grund.“ Der Mann runzelt die Stirn. „Der mikroökonomische“, gehe ich in die Details, „ist schlicht der, dass ich um zwei Bier gewettet habe, dass die Deutschen schon bei der Vorrunde ausscheiden werden.“ -

„Bist deppert? Des konnst vergessen. Auch wanns amoi nehd lahft bei die Deitschen, weans eahnen trotzdem irgendwie durchwurschteln. Des wohr scho immer so. Die Deitschen san a Turniermannschaft.“ -

„Das war nicht schon immer so“, korrigiere ich ihn. „Bei der Europameisterschaft 2004 sind sie in der Vorrunde ausgeschieden. Aber es stimmt schon: Um meine Wette steht es nach dem 4:0-Auftaktsieg gegen Portugal wahrscheinlich nicht mehr zum besten. Da war wohl doch der Wunsch zu sehr der Vater des Wetteinsatzes. Mein zweiter Grund, der makroökonomisch-kapitalismuskritische,“ fahre ich fort …

„Woat an Moment!“ sagt der Fan, und er erhebt sich. „I muss amohl.“ Will er meine detaillierte Begründung vielleicht doch gar nicht hören? Er geht zur Toilette, und danach stellt er sich um ein Bier an. Kurz nach Anpfiff zur zweiten Halbzeit setzt er sich wieder an den Tisch.

„Mein zweiter Grund, warum ich zu Ghana halte,“ fahre ich mit meinen Erörterungen fort, „sind die ungleichen Ausgangsbedingungen. Man hilft ja besonders beim Fußball immer gerne zum Außenseiter. Die Teams aus Afrika haben weniger Ressourcen, in aller Regel, und sie können sich, was die Infrastruktur im Land oder auch die Trainingslager im Ausland betrifft, nicht ganz so optimal vorbereiten wie die Teams der reicheren Länder. Fußballerisch holen sie auf, wegen der immer mehr Legionäre, die in Europa ihr Geld verdienen. Aber es ist auch nicht leicht, aus diesen Stars und Halbstars ein Team zu formen. Und hier kommt dann noch eine weitere strukturelle Benachteiligung der afrikanischen Teams zum Tragen: die noch relativ geringe Erfahrung auf WM-Niveau. Gerade einmal zwei Startplätze wurden den afrikanischen Teams lange nur zugestanden. Bei der WM vor vier Jahren waren es neben dem automatischen Startplatz der südafrikanischen Gastgeber immerhin schon generöse vier, jetzt sind es deren fünf. Europa hat dreizehn. Dies wäre mein zweiter, der makroökonomische Grund.“

Der Mann, scheint mir, schenkt meinen Ausführungen nur noch geteilte Aufmerksamkeit. Götze hat eben das 1:0 für die Deutschen erzielt.

„Und mein dritter Grund ist, wie gesagt, ein subjektiv-autobiografischer.“ Ich komme mit meinen Erklärungen zum Schluss. „Ende Juni hat mein Vater Geburtstag. Wann immer es mir möglich ist, fahre ich zu diesem Anlass in die alte Heimat. Und alle zwei Jahre fällt dieses nun immer terminlich zusammen mit den fußballerischen Großereignissen, und viele Menschen dort sind völlig hysterisch und national besoffen. Die Reise steht in Kürze wieder an, und so hoffe ich auf ein deutsches Ausscheiden bis dahin, denn dann wäre die Atmosphäre während meines Aufenthalts dort viel entspannter.“ -

„Ah, so is des also bei dir“, sagt der Fan. „Ja da schau her!“ Er wendet sich dem Großbild zu. Ghana hat eben den Ausgleich erzielt.

Als es zehn Minuten später sogar in Führung geht, scheint sogar ein Ausscheiden der Deutschen in der Vorrunde und ein Gewinn meiner diesbezüglichen Wette wieder im Rahmen des Möglichen zu liegen.

Miroslav Klose wird eingewechselt und erzielt mit seinem ersten Ballkontakt den 2:2-Ausgleich. In der ewigen WM-Torschützenliste liegt er jetzt gleichauf mit dem Brasilianer Ronaldo an der Spitze. An Kloses Torjubel konnte man sehen, dass er nicht mehr der Jüngste ist. Nach seinen ersten drei Treffern, vor vielen, vielen Jahren, damals gegen Saudi-Arabien, hatte er uns mit mehrfachen Flicflacs aus dem Stand verblüfft, gefolgt von einem dreifachen Salto mit Doppelschraube rückwärts. Mit seinen nun schon über dreißig Lenzen hat es heute bloß noch zu einem Dreiviertelsalto gelangt.

Es folgte ein offener Schlagabtausch, mit besseren Chancen für die Ghanaer. Aber mit etwas Glück brachten die Deutschen das Unentschieden noch über die Zeit.


Er hat es schon wieder getan! Immer, wenn der deutsche Trainer Löw nervös wird, vergisst er auf die vielen Kameras um sich herum und die guten Manieren. (aus dem Internet)

Nigeria gegen Bosnien-Herzegowina

Beim dritten Spiel des Abends, beim 1:0 von Nigeria gegen Bosnien-Herzegowina, war ich hin- und hergerissen, wem ich meine Sympathien zumessen sollte. Da war auf der einen Seite die Affinität zu den afrikanischen Teams, aus den geschilderten Gründen. Andererseits stand da mit Nigeria der amtierende Afrikameister auf dem Platz, und war ausnahmsweise sogar Favorit gegen das kleine Bosnien-Herzegowina, gegen den WM-Neuling, der in der Qualifikation mit voller Punktezahl alle überrascht hatte und auch im ersten Spiel in Brasilien mit einem erfrischenden Angriffsfußball einen guten Auftritt und dann aber doch knapp verloren hatte.

Das Pendel schlug trotzdem zugunsten Nigerias aus. Denn den Bonus des WM-Neulings hatte sich Bosnien-Herzegowina ja nicht dadurch erworben, dass da nun plötzlich eine neue Weltregion im Fußball Furore machte, sondern WM-Neuling war es allein dadurch geworden, dass es auch als Staat noch nicht sehr lange existiert. Das ständige Staatenneugegründe bringt zwangsläufig immer neue WM-Neulinge hervor, und man muss das nicht auch noch auf der Fußballtribüne oder vor der Großleinwand moralisch unterstützen, dachte ich mir. Obwohl in dem sehr speziellen Fall von Bosnien-Herzegowina - das war mir ebenfalls klar - ein Fußballerfolg wahrscheinlich auch dazu beitragen konnte, die tiefen konfessionellen Gräben in dem Land zu überwinden, die dort von allem Anfang an so schändlich und abstrus konstitutionell verankert worden sind wie in kaum einem anderen Staat auf der Welt.

22. Juni 2014

Belgien - Russland 1:0
Südkorea - Algerien 2:4
USA - Portugal 2:2



Gambling

„Komische Ergebnisse. Heute wieder das 2:2 von den USA gegen Portugal und das 2:4 von Südkorea gegen Algerien. Es sind mehr Tore gefallen als sonst. Schwer zu erraten. Ich hatte bisher erst drei Richtige.“

Mein Freund W. zieht Bilanz über die ersten zwei Runden des Turniers. Seit 2008 nimmt er an den Gewinnspielen teil, die das Wiener Stadtmagazin Falter zusammen mit einer großen Brauerei während der Europa- und Weltmeisterschaften veranstaltet. Zu Beginn jeder Runde kann man online versuchen, die exakten Ergebnisse der Spiele zu erraten. Für jedes der vierundsechzig Spiele verlost die Brauerei unter allen, die beim Ergebnis richtig lagen, bis zu zweihundert Sechsertragerl Bier.

„Fast 30.000 Leute nehmen dieses Jahr teil. Vor zwei Jahren waren es noch um die 20.000 gewesen. Manchmal liegen 1.000 oder 2.000 Leute mit ihrem Tipp richtig. Entsprechend groß oder klein ist die Chance, eines der zweihundert Sixpacks zu gewinnen. Bei meinem einzigen richtigen Tipp in der zweiten Runde, ausgerechnet bei Honduras gegen Ecuador, wo ich eigentlich überhaupt keine Ahnung hatte, hatten 1.252 Leute richtig getippt. Ich hatte Glück und habe sogar ein Tragerl gewonnen. Aber oft liegen auch, wie zum Beispiel beim 5:1 von Holland gegen Spanien, nur zwei Leute richtig. Es gab auch schon viele Spiele, wo überhaupt niemand richtig lag. Bei dem bisherigen Verlauf der WM kann man sagen, dass sich die Brauerei schon viele Tragerl erspart hat.

Dazu gibt es noch eine Gesamtwertung, und da liege ich mit meinen bisherigen drei Richtigen nicht einmal so schlecht, nämlich auf dem, allerdings mit ein paar Tausend geteilten, 886. Platz. Anders gesagt: Nur ganze 885 Teilnehmer hatten bei den bisherigen zweiunddreißig Spielen mehr als drei Richtige. Es sind schon wirklich komische Ergebnisse bei dieser WM. Wer rechnet denn schon mit einem 5:2? Aber mein Tragerl habe ich jetzt schon. In den letzten Jahren habe ich meistens eines oder zwei gewinnen können. Die Teilnahme kostet ja nichts. So hat sich das für mich schon wieder gelohnt. Nur dass die Brauerei gewechselt hat, hat mich enttäuscht. Bisher gab es immer …“ Er nennt eine Brauerei aus Schrems. „Und gestern hole ich mir also mein Tragerl ab, und da sehe ich: Oh, das ist ja jetzt von …“ Er nennt eine Brauerei aus Ottakring. „Wieder ein Sixpack aus Schrems“, sagt er, „wär' mir schon noch lieber gewesen.“

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