Projekt „Den Nachlass ordnen“ (3)

Super-8-Kinderkrimis und andere Jugendsünden


Es war schon auch eine Geldfrage, all das Super-8-Zeug digitalisieren zu lassen, in einigermaßen guter Qualität. Allmählich habe ich jetzt aber (fast) alle Filme beisammen …

Die ersten Gehversuche: Kinderkrimis

Anhand der fünf Kinder- und Jugendkrimis ist es recht schön nachzuvollziehen, wie sich da einer allmählich und Schritt für Schritt das Filmhandwerk aneignet.

Attentate-Standbild

Victor Halb, schwer verletzt in „Attentate“ (1976)

Die genremäßigen Präferenzen der jungen FilmemacherInnen stechen ins Auge: Die Vorbilder sind in erster Linie Fernsehserien wie „Der Kommissar“ auf der einen und die Edgar-Wallace-Filme auf der anderen Seite.

Beim ersten dieser Super-8-Krimis gibt es hübsch aufgemalte Bärte, beim letzten sind die Darsteller dann schon in der Pubertät und verfügen beinahe schon über einen echten eigenen Flaum.

Und eine weitere Genre-Zutat wurde mit der Zeit ebenfalls noch wichtig: Offenbar waren die Filmemacher da nun auch alt genug gewesen, um schon zu Kung-Fu-Filmen ins Kino eingelassen worden zu sein.

Japaner-Standbild

Ausgefinkelte Special effects: Wird es dem jungen Japaner gleich in der ersten Aufnahme gelingen, das angesägte Brett mit der bloßen Handkante zu durchschlagen?
(aus: „Ein toter Japaner“, 1978, unvollendet;
MP4, 8 MB, 12 sec.)

Aber eines musste ich beim Wiedersehen meiner Jugendwerke leider auch feststellen: Je besser die Filme wurden, filmhandwerklich betrachtet, umso dürfiger wurde leider auch die Handlung. Die Brillanz des Drehbuchs für meinen Erstlingsfilm „Rache“ hatte ich mit keinem meiner anderen Kinderkrimis je wieder erreichen können.

Nackte Zahlen belegen das. Zehn Schauspielrollen hatte es in „Rache“ gegeben und sechs davon, also beachtliche 60 Prozent, werden im Laufe des Films ermordet. In meinen späteren Krimis hatte es allenfalls noch einen, zwei, oder wenn es hoch kam, vielleicht einmal drei Morde gegeben.

Aber bitte machen Sie sich doch selbst ein Bild: Wenn Sie auf das Standbild klicken, können Sie sich das furiose Finale von „Rache“ ansehen.

Rache-Standbild

Das furiose Finale von „Rache“
(1975; MP4; 2 min., 31 sec.; 101 MB)

Alleine schon der Dialogsatz: „Wie ein Mensch nur so etwas tun kann!“ Er ist bis heute einer meiner Lieblingsdialogsätze überhaupt. Denn beim Betrachten so eines Films fragt sich das ja auch wirklich!

Sicherlich gibt es auch in meinen späteren Krimidrehbüchern noch so manch eine Dialogperle, wie zum Beispiel das fast schon klassische „Ihm nach!“ zum Beginn einer Verfolgungsjagd oder auch das nicht minder klassische „Verdammt, der ist weg“ an deren Ende. Aber einen weiteren ähnlich vielschichtigen Dialogsatz wie bei „Wie ein Mensch nur so etwas tun kann!“ sucht man in meinen auf diesen Film folgenden Werken vieler Jahre vergebens.

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