Ode an einen Verein


Was hat mir diese Jahreshaupt-
Versammlung nun den Schlaf geraubt?
Was sollt’ ich da? Was wollt’ ich dort?
Im Grund wollt’ ich nur eines: fort.

Denn da war alles ganz normal.
Kein heller Funke, alles fahl.
Wen wundert’s? Es ist allgemein:
Wo Deutsche sind, ist ein Verein.

Die Spießer wissen ganz genau:
Was sie da treiben, ist recht lau.
Drum tun sie witzig, wunder wie,
Und flüchten sich in Ironie,
Und lachen sich gern selber aus.
Und wer sie ernst nimmt – der fällt eben raus.

Dann standen Wahlen noch ins Haus.
Denn Wahlen müssen nun mal sein,
Sonst wär’ das Ganze kein Verein.

Dem Votum war zu wünschen,
es bliebe alles beim Alten.
Denn wer sollte sonst unsere alten Bedürfnisse
weiter in bewährter Weise verwalten?

Gemäß den deutschen Wahlgesetzen,
Die wir sehr wohl höchlich schätzen,
Da wir sie in die Satzung tun,
Wo sie nun wieder ein Jahr ruh’n,
Gewann sodann
Das bewährte Gespann.

Was weiter nun tun wird wie gewohnt seine Pflicht,
Im Verein wie im Leben – aber meins ist das nicht!

Denn in meinem, da möchte ich Freunde treffen,
Nicht Vereinsmeier, die Prozeduren kläffen.
Denn in meinem, da würde ich darum ringen,
Eine Welt, die so öd ist, zum Tanzen zu bringen.

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