Die nächste Absage war dann zum Beispiel auch wieder ganz fehlerfrei formuliert. Sie traf mich aber mehr als die bisherigen, da sie die erste war von einem meiner Favoriten.

Wie üblich bat mich der Verlag K. in seinem Schreiben um Verständnis, dass die Absage nicht begründet werden könne. Aber da ich aus der Vergangenheit schon eine Vielzahl solcher Schreiben dieses Verlags aufzuweisen hatte, glaubte ich mich berechtigt, ausnahmsweise nun doch einmal nachzufragen. Und so rief ich dort an.

Die Frau am Telefon war zuvorkommend. Sie hatte sich auch selbst mit meinem Manuskript befasst. Sie wusste sofort, woran es in meinem speziellen Fall gelegen hatte, dass mein Buch für diesen Verlag nicht in Frage kam.

Die Chefin, Frau K., sei sehr erzählorientiert. Sie lege sehr großen Wert auf die reine erzählerische Fiktion in den Büchern ihres Hauses. Die Bücher in ihrem Verlag enthielten prinzipiell nicht eine Spur von Autobiographischem. Folgerichtig gebe es bei ihnen auch grundsätzlich keine Reiseberichte. Ob ich noch Fragen hätte? Wäre mir das Begründung genug?

Aber gewiss doch! Das nenne ich doch mal eine Auskunft! Wenn sie doch alle so konsequent einer Verlagslinie folgen und entsprechend eindeutige Absagen machen könnten. Ich würde die Verlage, in deren Linie meine Bücher nicht passen, nicht weiter behelligen, und könnte mich zeit- und kostensparend auf diejenigen Häuser beschränken, von denen mir solch einsichtige Hinderungsgründe, dass meine Bücher dort erscheinen, noch nicht bekannt worden sind.

Ermutigt durch dieses Resultat ex negativo, dass ich mit meiner autobiographisch geerdeten Literatur bei diesem Verlag nicht mehr anzuklopfen brauche, beschloss ich auch bei der nächsten nicht näher erläuterten Absage wieder, telefonisch nachzufragen.

Zuerst wurde ich weiterverbunden. Nein, sagte mir die Dame am Telefon dann, persönlich sei sie nicht mit meinem Buch befasst gewesen. Wenn ein Buch abgelehnt werde, dann passe es wahrscheinlich nicht ins Programm. Sie wisse nicht genau, wer mein Manuskript begutachtet hätte. Aber wenn ich zwei Tage später noch einmal anrufen würde, dann mache sie sich bis dahin kundig. Zwei Tage später hieß es dann, der betreffende Lektor wäre leider außer Haus. Insofern könne sie mir wieder nichts Genaues sagen. Die Chance, dort angenommen zu werden, sei eben immer immens klein. Vielleicht nur 0,01 Prozent der eingereichten Manuskripte würden angenommen. Ob ich es schon bei Zeitschriften, die Romane in Fortsetzungen bringen, versucht hätte?

Die nächste solche Nachfrage, bei S. in F., erbrachte mir dann noch die Auskunft, dass Auskünfte dieser Art bei ihnen grundsätzlich nicht gegeben würden. Das eingereichte Manuskript müsse eben ins Programm passen. Es gebe da viele Faktoren. (Von denen mir ein paar aufzuzählen der Vorzimmerdame jedoch auf die Schnelle nicht möglich war.)

Zurück zum vorigen Text Zurück zur Textliste Weiter zum nächsten Text