Vorstudien zu einer
Philosophie des Fußballs (2):


Beim Spurt bin i immer national?

Fotos:

Zu Besuch in Deutschland
(2010/12/14)


  • Von den letzten Turnieren her war ich auf vieles gefasst.
  • Nürnberg, während der WM 2010 …
  • Hamburg, 2012 …
  • Das waren sicher nicht alles Nazis …
  • … aber da war ALLES schwarzrotgold. Die Pflanzen, …
  • … die Tiere, …
  • … einfach alles.
  • Aber ich werde mich bemühen, trotzdem objektiv zu sein. - 2014 in Nürnberg (Foto: S. Reisinger)
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Olympiaglotzen in Österreich:

Auf der Insel der Seligen

Blogeintrag zu den
Olympischen Spielen in London
(12. August 2012)

Während der letzten zwei Wochen lebten wir in Österreich jetzt wieder auf einer Insel der Seligen! Man stelle sich vor: Die Olympischen Spiele, live, parallel auf vier bis fünf Kanälen!

ARD und ZDF (im täglichen Wechsel) waren freilich nur eingeschränkt zu gebrauchen. Da die deutschen Staatssender sich verpflichtet sahen, von sämtlichen olympischen Auftritten deutscher Staatsbürger zu berichten - und sie waren praktisch für alle Bewerbe gemeldet -, konnte man dort fast nur deren meist sehr mittelmäßige Auftritte mit verfolgen. Verschärft wurde das unerfreuliche Fernseherlebnis in den deutschen Staatssendern noch durch die deutschnational jammernden Kommentare, in denen alle paar Sekunden darauf hingewiesen wurde, dass wenn jener deutsche Athlet seine bisherige Bestleistung auch nur annähernd erreicht oder vielleicht auch übertroffen hätte, für Deutschland mehr drin gewesen wäre.

Weiters konnten wir eurosport empfangen, wahlweise im Fernsehmodus (mit englischem Kommentar) oder im Kabelmodus mit dem deutschsprachigen. Dieser deutsche Kommentar war leider ebenfalls sehr unerfreulich, weil von Seiten des Senders damit auf die deutsche Zielgruppe Rücksicht genommen wurde, die es offenbar erwartet, dass auch beim Bericht über wirklichen Spitzensport immer auch auf vergangene deutsche Höchstleistungen und zukünftig in dieser Disziplin vielleicht wieder zu erwartende hingewiesen werden muss. Aber man konnte diesen Sender ja auch, wie gesagt, mit einem englischen Kommentar empfangen, und da konnte man sich dann schon am Besten vom Besten ergötzen, was diese Olympischen Spiele in London zu bieten hatten, auch ohne bei der Übertragung mit piefkenesischen Befindlichkeiten behelligt zu werden.

Vor allem hatten wir natürlich auch die ca. 14 täglichen Stunden Olympiaberichterstattung auf ORF 1, einem Sender, der sich zwar ebenfalls bemüßigt sah, dem Auftreten sämtlicher einheimischer Sportler seine Aufmerksamkeit zu schenken, aber zum Glück schieden alle 70 möglichst schnell aus und machten so den Platz frei für eine richtige Spitzensportberichterstattung, mit dem Besten vom Besten, was die Spiele zu bieten hatten, meist gut vorbereitet und wohltuend objektiv kommentiert. Und das war noch nicht alles: Für die sog. Randsportarten und allfällige Parallelaktionen konnten wir auch noch zum Spartensender ORF Sport+ wechseln. Ich sag's ja: In den letzten zwei Wochen waren wir in Österreich wirklich wieder auf einer Insel der Seligen.

Nichts ist mir entgangen. Alle Höhepunkte habe ich mitverfolgt. Das Fechtfinale, bei dem die Deutsche in der letzten Sekunde Kampfzeit bei dreimal angehaltener Uhr noch vier Attacken ritt, bis sie den Sieg erringen konnte. Diese deutsche Fechterin hatte so schnell gefochten, da kam selbst die Uhr nicht mehr mit, und sie musste vom Kampfgericht um eine Sekunde zurückgestellt werden. Vier Attacken innerhalb einer Sekunde, man stelle sich das vor, ein Wahnsinn! Das nenne ich Spitzensport! Dann die Boxkämpfe, die von den Punktrichtern so objektiv bewertet wurden wie selten zuvor, und bei Punktegleichheit kamen immer die einheimischen, die britischen Boxer weiter. Meine Lieblingsbewerbe waren aber der 100-Meter-Lauf der Damen, das Synchronschwimmen und natürlich der Doppeltrapp.

Was die relative Erfolglosigkeit der Equipen aus meiner alten und meiner neuen Heimat angeht, so liegen die Gründe auf der Hand: In Deutschland liegt es am zu verbissenen unbedingt etwas für die Nation tun wollen und müssen; die Erfolglosigkeit der österreichischen Sportler hingegen liegt daran: Sie wollen sich im Sommer einfach nicht quälen. Sie sind im Sommer einfach zu faul.

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